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Samstag, 29. Januar 2011

"Mind...the gap!"

Alle, die schon mal die Londoner U-Bahn benützt haben, kennen bestimmt auch die Warndurchsage betreffend klaffendem Abgrund zwischen Waggon und Bahnsteig. An Stationen mit besonders großer Spalte kündigt dies eine Männerstimme in bedeutungsschwangerem Tonfall nochmals extra an. Wir nehmen es lächelnd zur Kenntnis und können uns kaum vorstellen, dass es irgendeiner nicht abrafft, dass hier ein besonders großer Schritt vonnöten ist. Nun ja. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall.

Die Bahn hält in Kings Cross. Ich bin gedanklich komplett woanders, irgendwo zwischen Einkaufsliste und dem Nirwana. Ich mache den Schritt zur Bahn raus und synchron zur Ankündigung von "...Gap" bleibe ich mit meiner Stiefelspitze in diesem hängen. Schicksal sei Dank - Mein Fall endet sehr sanft in den starken Armen eines charmanten Anzugträgers, der im letzten Moment zu meiner Rettung geeilt war. Wie wir sie doch lieben, die englischen Gentlemen!

PS. Nein, ich habe den Fänger leider nicht geheiratet. Es wäre zu schön gewesen.

PPS. O-Ton Herr Winkelmann: Der ging doch bestimmt von aus, dass Du direkt aus dem Pub kamst!





Mittwoch, 26. Januar 2011

Would the lady care for some brown sugar?

(Möchte die gnädige Frau wohl etwas vom braunen Zucker?)

Nach Tagen improvisierter Picknicks in der nordamerikanischen Wildnis beschlossen die Cousine und ich, uns mal etwas Anständiges zum Essen zu gönnen.


Da saßen wir nun am schön gedeckten Tisch mit atemberaubender Sicht auf den Ozean. Der formvollendete Kellner kommt, um meiner Cousine den Espresso zu servieren: "Would the lady care for some brown sugar?", und hält Sybille ein adrettes Silberdöschen hin. Sybille ist total verzückt ob dieser gepflegten Aufmerksamkeit – mit fatalen Folgen für unsere zukünftigen Dialoge zum Thema "Kaffee – mit oder ohne".

Und diese laufen in etwa so ab:
Ich, Starbucksbecher in der Hand: "Sybille? Zucker??"
Sybille: "Sags!"
Ich, mit ironisch hochgezogener Augenbraue und royalem Vokalschluckakzent: "Wüdd thhhh leidi käääh fsm bräun sh-gää?"
Sybille: "Nö. Heute trinke ich ihn ausnahmsweise mal schwarz". 




Dienstag, 25. Januar 2011

Das Protokoll

Die Winkelkollegin, nennen wir sie Susanne, wird gerne von den Herren zur Protokollführung herangezogen. Susanne ist Trägerin eines Doktortitels der Biologie, und auf ihrem Lebenslauf tummeln sich Eindruckmacher, von denen unsereins nur träumen kann - So zum Beispiel das sechsmonatige Praktikum in Jott-We-De zwecks Beobachtung von Wölfen in ihrem natürlichen Habitat.

Die Erfahrung hat uns jedoch gelehrt, dass Susannes periodische Berufung in die heiligen Hallen nicht auf ihre beachtlichen regulären Begabungen zurückzuführen ist. Nein. Weit gefehlt.

Erstens wollen die Herren - mal politisch korrekt gesprochen - etwas "optische Abwechslung". Und deshalb fällt, so quasi als unsere Einäugige unter den Blinden, die Wahl gerne auf Susanne.

Wo Susanne aber wirklich punkten kann, ist bei der Uebersetzung ins Deutsche. Ihr gelingt es, die Aussagen der Herren so niederzuschreiben, wie diese es, zumindest theoretisch betrachtet, in den Annalen verewigt sehen möchten. So übersetzt Susanne zum Beispiel: "That b l o o d y  i d i o t blatantly refuses to do what I say! This. will. have. consequences!", mit "Die Herren X und Y werden sich bis zum nächsten Meeting nochmals zur Produkteinführung absprechen."

Während Susanne also im Meeting sitzt, und simultan ins politisch Korrekte übersetzt, hat sie einen Geistesblitz betreffend ihres nächsten Forschungsartikels: "Die Teppichetage – Oder Anwendbarkeit der Verhaltensmuster von Wolfsrudel auf moderne Management-Teams".  


NPS Photo

Montag, 24. Januar 2011

Nie ohne Seife Waschen oder Orientierung im Pre-Internet Zeitalter

Als das Internet noch allein für nordamerikanische Verteidigungszwecke genutzt wurde, brachte man den Schulkindern in weiten Teilen Mitteleuropas ein wichtiges Hilfsmittel zur Orientierung bei. "Nie-Ohne-Seife-Waschen", als Ueberleitung zu den Himmelsrichtungen Norden-Osten-Süden-Westen, im Uhrzeigersinn angeordnet.

Meine Freundin ist noch heute eine freudige Benützerin dieses archaischen Hilfsmittels. Wenn wir uns in fremdem Habitat befinden, sagen wir mal auf der Suche nach der örtlichen H&M Filiale, weiß sie stets Rat. Mit dem Finger einen imaginären Rhombus in die Luft deutend, posaunt sie im Brustton der Ueberzeugung: "Nie! Ohne! Seife! Waschen!", während sich erstaunte Passanten mit gerümpften Nasen nach uns vermeintlich unsauberen Zeitgenossen umdrehen.

PS. Vielleicht sollte ich noch anfügen, dass das Gesuchte normalerweise erst nach mehreren Anläufen auftaucht. Wie wir wissen, stehen die Chancen, dass man bei "Nie" auf Anhieb die nördliche Himmelsrichtung trifft, nicht höher als 1 zu 4.

Sonntag, 23. Januar 2011

Rolltreppe abwärts




Meinen regelmäßigen Lesern kann mein gespaltenes Verhältnis zur Arbeit kaum verborgen geblieben sein. Um es mal deutlich auszudrücken - Ich gehe echt ungern zur Maloche. Mein einziger Lichtblick sind die Kollegen.

Dabei hatte doch alles so gut begonnen. Den ersten Job nach Abschluss der Uni machte ich mit Hingabe. Immer vier Schritte voraus. Samstags rein, wenn es sein musste. Sämtliche Freizeitaktivitäten hinten angestellt, um möglichst allen Kunden und Kollegen gerecht zu werden. Geliebt, gelobt, gefördert. Eine glorreiche Zukunft prophezeit.

Und dann – Rolltreppe abwärts. Immer dieselbe Routine. Erstickende Langeweile. Null Inspiration. Eine Bürokratie, die jedes kommunistische System in den Schatten stellt. Mittlerweile hinter die Fassaden sehend und das Potemkinsche Dorf schon aus Prinzip ablehnend. Wo bleibt die Wertschöpfung? Ich glaube nicht mehr an diese Arbeit. Und ich glaube nicht, dass das, was wir tun, unser Unternehmen oder unsere Kunden in irgendeiner Form weiterbringt. Wir belügen uns selbst. Ich hätte uns schon längst wegrationalisiert, würde ich da sitzen, wo solche Entscheidungen getroffen werden. Uns da eingesetzt, wo unser Tun auch Früchte tragen kann. Doch entweder lassen sich alle blenden oder es ist ihnen egal. Warum auch? Es wäre schrecklich unbequem. Zudem kommen die Gehaltszahlungen pünktlich, ob man was ändert, oder nicht.


                           Photo: Lesen tsn at

Freitag, 21. Januar 2011

Der Gordische Knoten

Kennt ihr Situationen im Leben, in denen alles sehr verzwickt ist? In denen man sich dreht und wendet, doch nichts geht?

Vor ungefähr 18 Monaten war ich zum zweiten Mal in meinem Leben in einer solchen Sackgasse angelangt. Nichts passte, und zwar auf keinem Gebiet. Konkret hatte ich vier Problembereiche in der Kategorie Arbeit und Privatleben (welche, das ginge über das Spektrum dieses Blogs) und schrie nach Veränderung. Wie ich eben bin, fokussierte ich meine ganze Energie drauf, diese Probleme zu lösen. Pragmatisch und logisch, denn bei solchen Sachen bin ich ein totaler Kopfmensch. 

Tja, und ratet mal, was dann geschah? Nichts. Präzise nichts. Trotz meines Grosseinsatzes kam ich nicht weiter. Nämlich weil die ganze Situation so verzwickt war und die Lösung nicht von mir abhing. Ich hatte alles getan, was ich konnte. Als ich dann am Ende der Sackgasse angekommen war, und vor mir nur noch eine steile Wand sah, geschahen auf einmal zwei völlig unvorhergesehene Dinge, die mir erstmal den letzten Nerv raubten. Nicht das auch noch, dachte ich mir. Doch dann, als sich die Aschewolken wieder verzogen hatten, staunte ich nicht schlecht. Die Katastrophe hatte einen opportunen Nachgeschmack! Sprich, diese schlimmen Ereignisse stellten sich als Schlüssel heraus, meine eigene Situation ändern zu können. Innerhalb weniger Monate lösten sich drei der vier Probleme auf, als hätte jemand mit einer Stecknadel in einen Luftballon gestochen.  

Tja, und was lernen wir daraus? Blöde Phasen hat jeder. Man kann ihnen nicht ausweichen, egal wie sehr man sonst die Sachen im Griff hat. Auch wenn man manchmal viel Energie investiert, etwas zu ändern, muss manchmal einfach die Zeit dazu reif sein.


Mittwoch, 19. Januar 2011

Oh my Gaaawd! You got engaged!

(Oh mein Gott! Du hast Dich verlobt!)

Wir sitzen im Büro. Neben uns die amerikanische Kollegin. Die Tür geht auf und unsere Protagonistin betritt den Raum. Am Ringfinger der linken Hand trägt sie einen neuen Ring mit verdächtigem Stein.

Die amerikanische Kollegin schießt vom Bürostuhl hoch, und trompetet unter vollem Einsatz ihrer Stimmbänder: "Oh my Gaaawd! You got engaged!"

Protagonistin (etwas verwirrt): "Aeh, nein...?"
(Anm. d. Redaktion: Der Ring ist das verlegte Stück von Accessorize. Die Protagonistin hat ihn gestern hinter dem Badezimmerschränkchen wiedergefunden, als sie einen heruntergefallenen Tampon aufheben wollte.)

Betretenes Schweigen breitet sich im Büro aus. Was nun? Peinlich, peinlich. Schließlich die beherzte Kollegin: "Kommt bestimmt noch, Mädchen." Kollektiv atmen wir auf.

Als unsere Protagonistin Monate später mit ostentativ zur Schau getragenem Dreikaräter im Büro auftaucht, wird dieser geflissentlich übersehen. Ein zweites Mal mag sich keiner ins Fettnäpfchen setzen. 

Montag, 17. Januar 2011

Deutsch-deutsche Verständigungsprobleme

Onkel Christian kommt aus dem hohen Nord-Osten. Er spricht ein spezielles Deutsch, was bei mir öfter zu gröberen Missverständnissen führt. Wenn er zum Beispiel mit seinen Buddies einen Ausflug mit dem Zweiräder unternimmt, dann findet er sportliche Erfüllung in Form einer Ratt-Tour. Wenn er alternativ dazu im Wald süße Kaninchen totschießt, dann befindet er sich auf der Jacht. In Anbetracht seiner durchschnittlichen Finanzlage verwirrt mich dann nicht nur die gelungene Schiffsfinanzierung, sondern auch die Tatsache, dass er sich im Januar - mit Knarre in der Hand - freiwillig den Hintern auf der Ostsee abfriert.


Donnerstag, 13. Januar 2011

Die Mutti, der Fernseher und die Wiege des Bösen

Die Mutti, Psychologin ihres Namens, ist äußerst skeptisch, was den Fernsehkonsum Dritter anbelangt. In ihrem wohlüberlegten, auf neuesten Forschungen beruhenden Erziehungskonzept waren täglich maximal 30 Minuten unkonstruktives Abhängen vor der Wiege des Bösen vorgesehen. Die Programmauswahl hatte man im Vorfeld zu treffen, mit Präferenz den relevanten Eintrag im Programmheft zu markieren. Nach Ablauf des Slots war Schluss-Ende-Fertig, egal ob die Protagonisten noch frierend in Narnia feststeckten. Das erklärt es vielleicht, warum ich von keinem Kinderfilm das Ende kenne.




Sonntag, 9. Januar 2011

Multi-tasking - The good, the bad and the ugly

Ich erledige gerade mal wieder einige Sachen parallel. Erstens versuche ich, diesen Blog auf Vordermann zu bringen. Zudem plane ich gleichzeitig eine komplexe Reiseroute und sortiere zumindest schon geistig meine Wäsche.

In meinem Büro ist multi-tasking ein absolutes Muss. Unser Chef sitzt nämlich in Amerika. Und der kommuniziert mit uns hier primär übers Telefon. In ellenlangen Monologen, versteht sich. Wenn man irgendwas erledigt bekommen möchte, muss man also während dieser Telefongespräche die regulären Sachen abarbeiten. Dazu stellt man seinen Apparat auf stumm, lauscht mit einem halben Ohr dem Chef-Monolog und wirft hin und wieder ein „hmmm“, „yes“, oder „indeed?“ ein, um zumindest vorzutäuschen, man sei vollends dabei. Natürlich kommt es dabei vor, dass man geistig so komplett in eine Excel-Tabelle vertieft ist, dass man vom „What do you think, Miss Winkelmann?“ massiv überrascht wird. Das ist dann der Moment wo die loyalen Kollegen wild mit den Armen rudern und pantomimische Hilfestellung leisten, sodass man zumindest eine vage Ahnung bekommt, ob vom Geschäftsabschluss oder der Urlaubsplanung die Rede ist. Ihr seht, so ganz habe ich das multitasken noch nicht im Griff ...



Mal sehen, wie lange das gut geht...

Hier ist er also, mein Blog. Hmm… Mal sehen, wie lange das gut geht. Ihr müsst wissen, dass ich ein ausgeprägter Phasen-Mensch bin. Das heisst, ich bin für total viele Sachen zu begeistern, doch oft ist diese Begeisterung nur von kurzer Dauer. Ich erinnere mich mit einem gewissen Schmunzeln an:
  • Meine "Ich-mache-bei-Gewinnspielen-mit"- Phase. Naja, so schlecht war die nicht, immerhin habe ich einige nette Sachen abgestaubt, so zum Beispiel das Party-Set zum 50. Jubiläum der englischen Königin (Küchentuch mit Krönchen gefällig?), Gutscheine für Pesto-Saucen und Ben&Jerry’s Eiscreme, ein Unterwäsche-Set nach Wahl, und, man höre und staune, eine Digicam. Diese Phase war dann Gott-sei-Dank nach ein paar Monaten abgehakt, da sich erstens viel unnützer Kram zu stapeln begann und ich zweitens mehr Zeit online als mit meinem Unikram verbrachte.
  • Meine "Stoffdruckphase". Sagen wir es mal so – Ich habe mir die Aermel meiner Lieblings-Ralle-Shirts regelmässig mit eingefärbt, da ich schlicht zu ungeduldig war, und unbedingt das Endresultat begutachten musste, bevor die Farbe trocken war. Zudem war die Lehrerin nicht ganz so mein Fall.
  • Meine Healthy-eating Phasen (definitiv plural!). Ein Evergreen, der leider dauernd wieder in Vergessenheit gerät, sobald ein Schoko-Brioche in mein Orbit eindringt. Jedoch regelmässig, wenn ich wieder in mein Lieblingskleid passen muss, mutiere ich zum militanten Karotten-Esser und Birkensaft-Trinker.


In diesem Sinne, schaun wir mal, wo die Reise hingeht.

Herzlich Willkommen!

Herzlich Willkommen auf meinem Blog.

Hier geht es um Pseudo-Probleme, Nagellack, Statusdünkel, tiefgründige Motivationen, Traumreisen, Longchamp-Taschen, kreative Experimente, den Aufbau potemkinscher Dörfer. Und über meine Familie - eine schillernde Zusammenstellung unmöglicher Charaktere mit edlen Motiven.

Das Leben schreibt die spannendsten Geschichten. Alles, was hier geschildert wird, habe ich selber erlebt. Oder in vollen U-Bahnzügen, beziehungsweise Familienfesten, erlauscht.

(Vielleicht bist Du auch zufällig hier gelandet. Weil Du gegoogelt hast, ob Du Deine Longchamp Tasche waschen kannst. Die Antwort lautet übrigens "ja" und Details findest Du hier).

Viel Spaß beim Lesen!