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Donnerstag, 24. Februar 2011

Nordamerikanische Urlaubsträume (2) - Mittlerer Westen, Rocky Mountains und Südwesten

Hier habe ich für Euch nun die zweite Folge der Serie "Nordamerikanische Urlaubsträume". Solltet ihr eigene Reiseerlebnisse, Anregungen oder Fragen haben, bitte macht regen Gebrauch der Kommentarfunktion.

Go West - Eine Reise durch den Mittleren Westen und den Rockies
Zusammenfassend könnte man zu dieser Route sagen: "Zwei Verrückte, eine Idee". Die Winkelmutti und ich wollten unbedingt mal sehen, was denn in der Mitte des Landes so ist. Fazit: Ein unendlich blauer, weiter Himmel, Kornfelder, Kartoffelfelder, endlose Pairie. Zwischen Wisconsin und dem westlichen South Dakota fährt man stundenlang, und wenig ändert sich. Doch nun kann ich nachvollziehen, wie es den amerikanischen Siedlern auf dem Orgegon Trail wohl ergangen sein mag, die zudem noch im Planwagen, und nicht im klimatisierten SUV mit Dauerbeschallung reisten! 


                     Photo: travelkat.com

Im westlichen Süddakota wird es dann sehr interessant. Das in Stein geschlagene Präsidentendenkmal Mount Rushmore, Crazy Horse, Badlands National Park, Black Hills Country. Devil’s Tower, ein erkaltetet Vulkanschacht, der senkrecht und fast bedrohlich in die sonst flache Landschaft ragt. Gefolgt von Yellowstone Nationalpark, mit seinen beeindruckenden Geysiren, blau-grün-rot-gelb schillernden Wasserbecken, Bären, Bisons. Und zu guter letzt die Olympiastadt Salt Lake City, mit dem Salzsee, Mormonentempel und gigantischen Einkaufsmöglichkeiten. Definitiv Amerika für Fortgeschrittene.

                                          Photo: Jezzbean wordpress

Route: Chicago – Madison - Wisconsin – Mississippi River – Minnesota – Sioux Falls – South Dakota – Broadlands National Park – Mount Rushmore – Crazy Horse – Wyoming – Devils Tower National Monument - Montana – Yellowstone National Park – Idaho Falls – Craters of the Moon – Park City Outlet Shops – Salt Lake City
Beschreibung: Wer schon viel vom Land gesehen hat, ellenlange Fahrten durch unbekanntere Landstriche mag, und wunderschöne Natur liebt, der ist hier richtig.
Reisedauer: 2 Wochen
Reisezeit: Sommer

                                Map: Google

Eine Tour durch Wyoming, Utah und Nord-Arizona
Diese Reise ist eine absolute Perle. Man sieht atemberaubende Naturwunder und steht oftmals nur noch staunend da. Der Startpunkt ist Salt Lake City, der Moromonenhauptstadt am großen Salzsee. Nach einem kurzen Stopp im Outlet von Park City geht es weiter in den Grand Teton National Park. Achtung, speziell frühmorgens es gibt gerne mal einen Elch, Bison oder gar Bärenfamilie der Euch vor’s Auto latscht! 


                     Photo: American Southwest

Yellowstone, eigentlich ein riesiger Vulkankrater, beherbergt unzählige Geysire, blubberne Löcher und schillernd bunte Tümpel, sodass man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Im Arches National Park seht ihr einige der schönsten roten Gesteinsformationen in Bogenform und im Monument Valley hat man das Gefühl, man befinde sich in der Filmkulisse eines Westerns. Der Grand Canyon ist ein riesige, interessante Schlucht, die speziell in der Abendsonne rot, orange, rosa und lila erstrahlt. Ich glaube, ich habe noch nie schönere Natur gesehen, als auf dieser Reise.


                     Photo: Jazz Hostels
                       
Route: Salt Lake City – Park City – Grand Teton National Park – Yellowstone National Park – Salt Lake City – Arches National Park – Canyonlands National Park – Dead Horse Point – Colorado River – Four Corners – Monument Valley – Page – Grand Canyon – Page – Lake Powell – Bryce Canyon – Salt Lake City
Beschreibung: Gut geeignet als erste Amerika Reise. Eventuell noch mit Umsteigestopp in New York City beim Hinflug. Oder in längerer Kombination mit der Kalifornien – Las Vegas Reise aus Folge 3.
Reisedauer: 2 Wochen
Reisezeit: Sommer
                           Map: Google

Mittwoch, 23. Februar 2011

What friends are for - Ein Blogpost zum Mitmachen

Ich erfinde total gerne Blogstöckchen. Deshalb habe ich heute eins zum Thema Freundschaft erfunden. Wer mag, soll es mitnehmen. Viel Spaß beim Lesen!

Beschreibe Deinen Freundeskreis?
Vielleicht ist das Eigentümliche in meinem Leben, dass ich so oft umgezogen bin. Dennoch habe ich seit Jahren einen konstanten engen Kreis, der aus ca. 10-15 Personen besteht. Dazu kommen viele Bekannte, mit denen ich nur sehr lose verbunden bin und die bei jedem Umzug wechseln.

Hast Du eine beste Freundin / bester Freund?
Habe ich komischerweise zur Zeit nicht. Meine eigentlich beste Freundin lebt am arabischen Golf, was ja das beste-Freundinnen-sein etwas erschwert. Das Konzept finde ich aber an-und-für-sich gut.

Schließt Du von Dir aus viele neue Freundschaften?
Ich scheine auf den ersten Blick sehr offen und kommunikativ. Das bin ich aber eigentlich gar nicht. Insgeheim bin ich ein sehr privater Mensch, der nur sehr punktuell richtige Freundschaften schließt. Wenn mir jedoch jemand am Herzen liegt, kann er sich meiner Freundschaft sicher sein.

Wichtige Eigenschaften in einer Freundschaft
Loyalität, Loyalität, Loyalität. Do I have to say anything more?

Enge Freundschaften zwischen Männer und Frauen - funktioniert das?
Ich musste es erst lernen. Aber doch, es funktioniert. Einigermassen, zumindest...

Welche Rolle spielst Du in Deinem Freundeskreis?
Ich bin die, die Sachen organisiert und Programme auf die Beine stellt. Ich stehe auch immer mit praktischen Ratschlägen zur Seite.

Was ist für Dich wichtiger? Freunde oder Familie?
Mein engster Kreis ist definitiv die Familie: Winkelmutti, -bruder, -schwester, -cousine, -onkel. Und logischerweise Herr Winkelmann. In Zeiten der Not haben alle äußerste Loyalität bewiesen, die ich anderswo kaum je so erlebt habe.

Bevorzugst Du Einzelfreundschaften oder Paarfreundschaften?
Trickreich, äußerst trickreich. Blöderweise haben sich einige meiner Freundinnen die totalen Lalli-Männer zugelegt, mit denen ich Null anfangen kann. Unbeschwerte Einzelfreundschaften sind mir deshalb fast lieber.

Sonntag, 20. Februar 2011

Nordamerikanische Urlaubsträume (1) - Highlights der Ostküste

Heute habe ich für Euch "Highlights der Ostküste" vorbereitet, die erste Folge der Serie "Nordamerikanische Urlaubsträume". Falls ihr Ideen, Erinnerungen, Anmerkungen oder Fragen habt, nutzt die Kommentarfunktion fleißig...  


1. Florida
Wer Strandurlaub in Kombination mit Themenparks, Shopping und Naturschönheiten sucht, ist in Florida genau richtig. In den Everglades gibt es Alligatoren, in Orlando Mickey Mouse, im Kennedy Space Center Interessantes zum Thema Raumfahrt und in Miami Beach einen wunderschönen Strand. Die Florida Keys, die südlich an Floridas Küste verlaufende Inselgruppe, kenne ich leider nur von Bildern. Von dem was ich höre, müssen diese Inseln jedoch wunderschön sein.



Route: Miami – Everglades NP – Naples – Tampa - Orlando – Theme Parks – Kennedy Space Center - Fort Lauderdale – Key West – Miami
Beschrieb: Der klassische Florida Urlaub. Eine gute Mischung zwischen Strand, Aqua Fun, Themenparks (Disney World, etc.), Shopping, Natur und Wildlife. Eignet sich auch gut für Grundschulkinder.
Reisedauer: ca. 1 bis 2 Wochen, je nach Programm
Reisezeit: Spätwinter und Frühjahr. Achtung – im Sommer ist Hurricane Saison.

                          Map: Google

2. Neuengland, mit Abstecher nach Kanada
Es gibt für mich kaum etwas Schöneres, als den Sommer in Neuengland zu verbringen. Sollte ich irgendwann nochmals heiraten (und dann bitte einen Millionär :), werde ich mir für zwei Monate in Maine ein Sommerhaus mieten. Das Faszinierende an Neu England ist seine Vielfalt auf relativ kleinem Raum. Man kann pures Strandfeeling geniessen, kajaken, Wale beobachten, in Kiefernwäldern spazieren gehen, an tiefblauen Seen picknicken, in netten Häfen mit bunten Holzhäuschen ein Eis geniessen und in Boston noch ein gutes Stück amerikanischer Geschichte mit einpacken.

                                          Photo: Panoramio


Route: Boston – Cape Ann – Kittery Outlets – Ogunquit - Portland – Acadia NP – White Mountains – Stowe – Montreal – Lake Winnipesaukee - Boston
Beschrieb: Wunderschönes Neuengland, mit Strand, Wäldern, Meer, Kultur in Boston und Montreal und vielen Shoppingmöglichkeiten
Reisedauer: 10 Tage bis 2 Wochen
Reisezeit: Spätfrühling bis Frühherbst

                       Map: Google

3. Boston, Massachusetts und Rhode Island
Boston ist meine amerikanische Lieblingsstadt. Keine Frage. Das Stadtbild ist sehr europäisch geprägt. Im Sommer spielt sich das Leben auf der Strasse ab, in Cafés, zahlreichen Eisdielen, den Parks und dem wunderschönen Hafen. Falls ihr nur einen kürzeren Urlaub plant, könnt ihr Boston mit New York kombinieren (ca. 3h mit Auto, Bus oder Zug), oder aber von Boston aus sternförmige Ausflüge machen.


                        Photo: Panoramio


Route: Da die Distanzen in dieser Ecke des Landes sehr kurz sind, kann man von Boston sternförmig viele Ein- oder Zweitagestouren machen, zb:
Cape Cod
Cape Ann & Rockport
Kittery Outlets
Martha’s Vineyard
Nantucket
Newport
Ein Besichtigungsprogramm für Boston findet ihr in der Kopfzeile meines Blogs.                        


Beschrieb: Bei den meisten Ausflügen sieht man schöne Landschaften, bunte Holzhäuser im Neuengland Stil, pittoreske Häfen mit Cafés und Läden zum Bummeln, schöne Strandabschnitte. In Newport sollte man sich unbedingt die Newport Mansions, d.h. ehemalige Villen der führenden Familien des 19. Jh ansehen. Wie bei Great Gatsby!
Reisedauer: je 1 bis 2 Tage, auch untereinander kombinierbar
Reisezeit: Spätfrühling bis Frühherbst

                                              Map: Google

Freitag, 18. Februar 2011

Die Grille und die Ameise - Oder das beinah missglückte Französischabitur

(Fortsetzung zu "Das Lateinbuch")



Da saß ich nun, in meinem mündlichen Französischabitur, und hatte null Plan, was da auf der vor mir liegenden Seite 93 von Lafontaines Fabeln stand. Dass es sich bei "le lion" um einen Löwen handeln musste, soviel war mir klar. Aber bei welchem anderen Zeitgenosse er da einen auf dicke Hose machte, war mir schleierhaft. Ich begann zu schwitzen. Dass man mich lieber nichts rechnen lassen sollte, war weitum bekannt. Doch durch meine Königsdisziplin fallen? Undenkbar. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits die Winkelmutti in schwarzer Umhüllung vor der Klagemauer Position beziehen.

Eine Notlösung musste her. Ohnmächtig werden? Leider nicht in meinem Repertoire. Wenig beherzt nahm ich den zweiten Text in die Hand und konnte zumindest den roten Faden erkennen. Die Grille, hängt den ganzen Sommer übelst chillig mit den Grillen-Buddies in ihrem Außenbau ab und trällert vor sich hin. Als der Winter kommt, hat sie logischerweise nichts zu essen. Die Ameise, natürlich, der Strebersack, macht total einen auf fleißiges Lieschen. Hat zwar keinen Spaß im Leben, doch bei der ersten Schneeflocke eine prallgefüllte Speisekammer vorzuweisen, die jeden Discounter in den Schatten stellt. Und da fand ich mich wieder – in der Grille! "Und, Miss Winkelmann?", begann der Schulleiter die Befragung.

Mir blieb nur die Flucht nach vorn. "Nun, Herr Schulleiter, den Text mit dem Löwen habe ich leider nicht verstanden. Denn, mein Wesen ist das einer Grille. Ich habe den Sommer genossen und das Lernen hinten angestellt. Und nun wünschte ich mir, ich wäre die Ameise, die ihr Französischabitur besteht", kommentierte ich in scheinbar überzeugendem Französisch.

Der Schulleiter lachte schallend. "Dass sie sprechen können, höre ich. Ein gewisses Textverständnis ist auch nicht von der Hand zu weisen. Ich werde sie die Prüfung bestehen lassen. Und nun gehen sie, und genießen sie mir den Rest des Sommers!"

Leider wurde ich in den nächsten Jahren zur Ameise. Glücklich machte mich das nicht. Nun bin ich langsam aber stetig daran, die Grille wieder auferstehen zu lassen.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Statusdünkel? Anyone?!

Wenn mir etwas massiv auf den Nerv fällt, dann ist es Statusdünkel. Wie wir erfahren haben, ist die Erwähnung des eigenen Schwimmbades im Keller eine Möglichkeit, den Statusdünkel zu demonstrieren. Heute erlebte ich jedoch eine andere, nicht minder irritierende Variante.

Vorhin kam richtige Post meiner Kinderfreundin Marie-Elisabeth. Schön, denkt man sich eigentlich. Ein echter Brief! Marie gehört einer Familie an, die wie viele andere im Jahr 1919 im Zuge der Einführung der Weimarer Verfassung entadelt wurde. Ihr ehemaliger Titel ist nun nach deutschem Recht Bestandteil ihres Familiennamens.

Erwartungsvoll öffnete ich den Briefumschlag. Und fand eine mit Kopfzeile bedruckte Grußkarte aus schwerem Papier. In dieser Kopfzeile war ihr Name angebracht, inklusive dem Bestandteil "Gräfin". So weit so gut. Ist ja schließlich ihr Name. Doch jetzt kommt’s – Marie hatte mit Füller das Wort Gräfin nonchalant durchgestrichen. So frei nach dem Motto: "Eigentlich bin ich von edlem Geblüt, aber Du, liebe Freundin, darfst mich weiterhin Mariechen nennen." 

                                                               Photo: Landesmuseum.de

Nordamerikanische Urlaubsträume

Der amerikanischen Kontinent und ich? Eine Liebe auf den ersten Blick, die bis heute anhält. Die USA und Kanada gehören zu meinen bevorzugten Reisedestinationen. Mir gefällt die Mischung aus Naturschönheit, interessanten Städten, gechilltem Roadtripping mit gefülltem Starbucksbecher und Shopping.

                             Photo: 

Deshalb habe ich beschlossen, eine neue Serie zu beginnen, und zwar "Nordamerikanische Urlaubsträume". Die Serie besteht aus fünf Folgen, und zwar:






                     Map: Google

Während der nächsten Wochen werde ich in jeder Folge der Serie zwei bis drei Reisen kurz vorstellen.

Vielleicht ist ja für Euch was dabei?

Mittwoch, 16. Februar 2011

Helene W. - Das schillernde Leben eines tragischen Schmetterlings

                 Photo: Sammler.com


Im Nachlass meiner Vorväter bin ich auf die Geschichte von Helene W. gestoßen. Sie lebte ein aufregendes Leben, schillernd und tragisch zugleich. Da mich die Geschichte fasziniert, möchte ich sie euch erzählen.


Helene erblickt 1896 das Licht der Welt. Etwas überstürzt, denn die Eltern haben nur drei Monate zuvor geheiratet. Es gibt in unserer Familie gewisse Zweifel, ob Helene das leibliche Kind des Vaters ist. 


Doch unser Verdacht tut seiner Liebe zu seiner Tochter keinen Abbruch. Ein Photo des Jahres 1910 zeigt die beiden zusammen mit Helenes jüngerem Bruder Armand im heimischen Garten. Der Vater, mittlerweile ein "Self-made man", macht keinen Unterschied in er Erziehung zwischen Tochter und Sohn. Er glaubt nicht an vorgegebene Geschlechterrollen. Und das ist auch besser so.  Helenes Kreuzstiche sind schief und Noten lesen kann sie trotz des wöchentlichen Klavierunterrichts immer noch nicht. Sie möchte das Leben spüren. Die Welt entdecken! 


Nach ihrer Reifeprüfung im Jahr 1916 bittet sie den Vater, studieren zu dürfen. Und zwar keine schönen Künste, sondern Jurisprudenz. Der Vater unterstützt das gerne, denn seine geliebte Helene ist die erste in der Familie, die studiert. Dass der soziale Kreis der Eltern deren Suffragettentochter ablehnend gegenübersteht, kümmert die Familie wenig. Jeder soll auf seine Façon selig werden!


1920 verlässt Helene die Universität mit einem Abgangszeugnis, was bescheinigt, dass sie acht Semester studiert hat. Wo ist das Diplom? Es scheint keines zu geben. Irgendetwas von größerer Bedeutung muss in dieser Zeit in Helenes Leben vorgefallen sein, denn aus den Jahren 1920 und 1921 gibt es einige Rechnungen der örtlichen Nervenheilanstalt, unmissverständlich auf den Namen "Helene W." ausgestellt.


Doch sie scheint sich wieder zu fangen. Im Jahr 1921 heiratet sie und folgt ihrem Mann in seine niederländische Heimat. Ob er wohl ihr Studienkollege war? Wir wissen es nicht. Kurz danach wird Helene Mutter der kleinen Helenka. Ich habe kürzlich ihr Babylöffelchen beim Festtagsbesteck meiner Mutter entdeckt. Das silberne Löffelchen trägt die Gravur "Helenka 1922". Da es bei uns liegt, denke ich, dass es im Hause der Grosseltern liebevoll für Lenka aufgedeckt wurde. 


Doch Helenes Familienglück ist nur von kurzer Dauer. Sie hat aus den Erzählungen zu schließen einen dominanten Charakter, kann sich nur schwer in eine Gemeinschaft eingliedern. Das Paar lässt sich scheiden. Ob Lenka zu der Zeit noch bei der Mutter verbleibt, ist unklar. Einige Zeit später verliebt sich Helene neu. Wieder in einen Holländer. Daniel ist ein stattlicher Mann, mit hellen Augen und beeindruckendem Schnurrbart. Er arbeitet für eine niederländische Importfirma, welche Güter aus den Kolonien bezieht. 


Helene ist Feuer und Flamme, als ihr Daniel vorschlägt, nach Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, auszuwandern. Es keimt wieder Lebenslust in ihr auf. Nun wird sie endlich die Welt sehen! Ende der zwanziger Jahre bucht das frisch verheiratete Paar eine Schiffspassage in das ferne Tropenparadies. Die kleine Lenka wird zurückgelassen. Die Tropen sind nichts für das kleine Mädchen, zudem ist Helene stark mit sich selber beschäftigt. 


Die nächsten Jahre vergehen wie im Flug. Helene und ihr Mann genießen das beschwingte Leben der Kolonialherren in Batavia. Am Wochenende besucht man Freunde auf ihren Teeplantagen. Während der Woche genießt man das süße Leben mit seinen ganzen Verlockungen in der Hauptstadt. Es wird ähnlich gewesen sein wie das Berlin der zwanziger Jahre. Der Tanz auf dem Vulkan.


Doch das Karussell hört sich abrupt auf zu drehen. Die Japaner bombardieren Pearl Harbor. Die Niederlande übermittelt die Kriegserklärung. Die Japaner marschieren in Batavia ein. Was nun geschieht, ist ein Wirrwarr, in dem Fakt kaum mehr von Fiktion zu unterscheiden ist.


Die Versorgung bricht zusammen. Es gibt nichts mehr zu essen. Helene wird auf dem Schwarzmarkt aktiv. Sie verschleudert ihren Schmuck, die Erinnerung an ihr altes Leben in Europa, für wenige Schalen Reis. Verzweifelte Briefe erreichen ihren Bruder Armand, der sich in einem neutralen Land aufhält. Dieser setzt alle Hebel in Bewegung. Er wendet sich an die Botschaft, mit der Bitte, man möge die Schwester ausreisen lassen. "Es tut uns leid", folgt der abschlägige Bescheid, "doch Ihre Schwester ist durch Heirat in den holländischen Staatsverband eingetreten. Uns sind die Hände gebunden." Im Jahr 1943 endet der Briefwechsel abrupt.


Was nun geschah, ist unklar. Es gibt zwei Versionen. Mein Vater behauptete zeitlebens, man hätte Helene im Konzentrationslager umgebracht. Ob es auf Java überhaupt Konzentrationslager gab? Aus den erhaltenen Dokumenten schließe ich hingegen, dass Helene, wie so viele andere an Folgen der Mangelernährung einen schleichenden Tod gestorben ist.


Helenes Schicksal fasziniert mich. Sie folge einen sehr unkonventionellen Weg für die damalige Zeit. Wurde sie glücklich dabei? Ich glaube es nicht. Ich wünschte, es würde jemand über sie schreiben.

Dienstag, 15. Februar 2011

Das Lateinbuch

Da laut Blogstatistik ein gewisses Interesse am zweiten Albert besteht, teile ich mit Euch nun noch eine Story zu seinem Wirken. Allerdings müssen wir jetzt erstmal gute achteinhalb Jahrzehnte vorspulen.

Wir schreiben den Vorabend meines mündlichen Französisch Abiturs. Der Großvater kommt vorbei, um Mut zuzusprechen. Ich habe nicht das Gefühl, dies zu brauchen, denn clevererweise habe ich mir Lafontaines Fabeln als Hauptwerk ausgesucht. Nicht etwa, weil ich mich in irgendeiner Weise damit identifizieren könnte. Nein. Da es sich ja um Gedichte handelt, muss man zur Vorbereitung nicht das ganze Buch lesen. Also eigentlich überhaupt nichts davon lesen. Sondern – so zumindest der Plan – wirft man während der Prüfung schnell einen Blick drauf und sagt dann irgendwas Sozialkritisches dazu.

"Jaja", sinniert der Großvater, "als ich noch jung war"... Here we go again. Es folgt die Geschichte, dass der hilfsbereite Großvater einem schwächeren Kameraden kurz vor dem mündlichen Lateinabitur nochmals unter die Arme greifen wollte. "Weißt Du was", sagte er zum Kameraden, "wir lassen jetzt einfach das Buch auf den Boden fallen. Die Seite, auf der es sich öffnet, übersetzen wir noch einmal gemeinsam." Das Buch fiel. Es öffnete sich bei einer Rede Ciceros. Man übersetze gemeinsam. Der Großvater unterstützte bei den schwierigen Vokabeln und trickreichen Satzstellungen. "Und dann, liebe Enkelin", fuhr der Großvater fort, "stand der Kamerad vor der Prüfungskommission. Und stell Dir vor, man bat ihn, ebendiesen Cicero-Text zu übersetzten, den wir Minuten vorher zusammen geübt hatten. Und so bestand der Wackelkandidat sein Abitur". Des Großvaters Augen glänzten und er ließ sich den Moment des Triumphes noch mal auf der Zunge zergehenen. Ich hingegen war beeindruckt. Zufälle gab’s!

Aus Uebermut warf ich mein Lafontaine Reclambändchen in die Luft. Es landete auf Seite 93. Ich warf einen kurzen Blick darauf. Irgendwas über einen Löwen, total unverständlich geschrieben. Nicht weiter beunruhigt klappte ich das Buch wieder zu. Die Chancen, dass dieser Text bei der morgigen Französischprüfung auftauchen würde, standen bei ungefähr 1 zu 100. Wieso also unnötig aufregen?

Ja Freunde, ihr ahnt es. Am nächsten Tag lagen im Prüfungsraum zwei Texte. Einer davon war die Löwenfabel auf Seite 93.


                             Quelle: Fabelnundanderes.at


Fortsetzung folgt.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Wie? Wir haben schon einen Albert?!

Der Urgroßvater war Immigrant. Als die letzte Schüssel Kartoffeln aufgegessen war, beschlossen er und seine junge Frau ihre Zelte abzubrechen und fern der Heimat ihr neues Glück zu versuchen.

Man arbeitete viel und kam mit wenig zurecht. Das höchste Gut waren die Kinder. Wohlgemerkt die Jungs, denn wir sprechen vom Jahr 1913. Das Glück des Winkelurgroßvaters war vollkommen, als im August dieses Jahres der siebte Stammhalter das Licht der Welt erblickte. Vor Euphorie fast schwebend machte er sich auf den Weg zur Stadtverwaltung, um seinen jüngsten Sprössling zu registrieren. 

"Und wie soll der Name Ihres Sohnes lauten?" Urgroßvater kratzte sich am Kopf. Ja der Name, der Name? Adele hatte doch für ihren Jüngsten einen Namen vorgeschlagen. Doch wie war der gleich wieder?? Ein Geistesblitz durchfuhr den Urgroßvater. Albert! Ja, Albert, das kam ihm bekannt vor. Das musste es sein! Und so wurde der Name des Sohnes handschriftlich in ein dickes, nach Datum geordnetes Register eingetragen.

Adele fand es weniger lustig, als ihr der Urgroßvater von seiner Mission berichtete. "Und das wäre dann unser zweiter Albert, ja?" (Anmerkung der Redaktion – Der älteste Sohn der Familie hieß bereits Albert. Das war dem Urgroßvater in seiner Euphorie entfallen).

Der Name des zweiten Alberts musste später in einer aufwändigen Namensänderung neu festgelegt werden. Und wir lachen noch Generationen später drüber. 




Donnerstag, 3. Februar 2011

How I met your mother

Mal abgesehen von meiner Aversion betreffend kitschiger Hochzeiten bin ich eigentlich gar nicht so unromantisch veranlagt. Ich nehme rege Anteilnahme an den Love Stories meiner Freundinnen und bin am Ende immer ganz gerührt, wenn sie gut ausgehen. Am meisten stehe ich auf süße Kennenlern-Stories. Solche im Bastei-Lübbe Format, bei denen das Schicksal noch sein Übriges dazu tut, Menschen aus weit entfernten Teilen der Welt möglichst originell zu vereinen. Meine Lieblingsgeschichte ist die der Eltern meiner Schulfreundin Nina.

Ninas Vater ist gebürtiger Österreicher. Als er jung war, verbrachte er einige Zeit in den Vereinigten Staaten. Da er vermeintlich gut Schi fahren konnte, heuerte er bei einem bekannten US-Resort als Schilehrer an. Ninas Mutter, eine Amerikanerin, die den Pulverschnee auch sehr schätzt, fuhr in jenem Winter in das gleiche Resort, um für ein Wochenende auszuspannen.

Am Samstag, seinem freien Tag, wollte der zukünftige Nina-Vater eine besonders anspruchsvolle Tiefschnee Abfahrt ausprobieren. Als er mit dem Lift nach oben fuhr, erspähte die zukünftige Nina-Mutter den rassigen Österreicher. Sie war äußerst verzückt ob des feschen Mannes und beschloss in ihrer amerikanischen Art, Nägel mit Köpfen zu machen. Da ihr erstmal kein besserer Plan einfiel, überredete sie ihre Freundin dazu, hinter dem Nina-Vater die Tiefschnee Piste herunterzufahren. Vielleicht würde sich ja eine günstige Gelegenheit ergeben.

Die Gelegenheit ergab sich, allerdings in einer etwas unerwarteten Form. Der draufgängerische Schilehrer verhedderte sich im Tiefschnee und stürzte. Und zwar dermaßen unglücklich, dass er sich dabei ein Bein brach. Und wer war als erste zur Stelle und alarmierte die Bergrettung? Ja, es war Ninas Mutter. 

Mittwoch, 2. Februar 2011

Der Traum in Weiß...

...war nie meiner. Weit gefehlt. Das hängt schon damit zusammen, dass bei meinem Typ der Traum in, sagen wir mal Meergrün, optisch um einiges stimmiger wäre. Als kleines Mädchen konnte ich mich bei Hochzeiten nie so recht in die Lage der Braut versetzen, und war als Neunjährige samt und sonders irritiert, als man mich zu so was Uncoolem wie Blumenstreuen verpflichten wollte. 

Meine Kleinmädchen-Vorstellung der Zukunft war kristallklar und mit drei Attributen einzugrenzen: (1) Der gutaussehende Mann, (2) Die Geschäftsreise nach New York, und *Trommelwirbel* (3) das Louis Vouitton Gepäckset. Ich möchte mal wissen, wie ich trotz eingeschränktem Fernsehkonsum zu diesen Vorstellungen kam, denn die Winkelmänner sind dicklich, glatzköpfig und beziehen ihre Koffer via Versandhauskatalog.

Und wo sind wir heute? Der Mann ist da, doch Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Der Chef ist in New York, die ideale Grundvoraussetzung eigentlich. Leider unterliegt meine Firma seit meiner Einstellung einer totalen Uebersee-Reiserestriktion. Und das Louis-Vuitton-Gepäck? Abgesehen vom obligaten Handtäschchen ist mir das definitiv zu überteuert und unpraktisch.